Erinnerungspflege bei der Arbeit mit Demenzkranken

Unter Erinnerungspflege versteht man das angeleitete kognitive Verarbeiten von Lebenserinnerungen, das eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit des Pflegebedürftigen herstellt und vor allem bei Therapie von Demenzpatienten Anwendung findet. Es handelt sich um eine Aktivierungsmaßnahme und einen Teil der alltäglichen, pflegerischen und betreuerischen Interaktion zwischen Pflegenden und dem Patienten. Die Erinnerungspflege kann sowohl einzelnd, als auch in Gruppen durchgeführt werden.

Die Erinnerungspflege bei Menschen mit Demenz zielt darauf ab, positive Emotionen durch die Erinnerung an allgemeine Lebensthemen und -ereignisse wie Kindheit, Familie, Schule, Ehe, Berufsleben, Urlaub oder Freundschaften auszulösen, was allgemein zu einem besseren Wohlbefinden beiträgt und zu einer besseren Kontaktaufnahme zum Pflegenden aber auch dem Umfeld des Betroffenen führen kann. Die Trigger bei der Erinnerungspflege können von alten Fotographien, markanten Gegenständen oder Gerüchen bis hin zu Musik und Tanz reichen. In Zusammenhang mit der Erinnungspflege biete es sich an Erinnerungen des Betroffenen zu visualisieren und seine direkte Wohnumgebung derart zu gestalten, dass er von vertrauten Bildern, Objekten oder Erinnerungsstücken umgeben ist.

Um eingen guten Zugang zur Erinnerungspflege mit dem Betroffenen zu erhalten, muss man als Grundlage die individuelle Lebensgeschichte des Betroffen kennen, die ein wesentlicher Bestandteil der Integrität des Betroffenen darstellt. Dies kann in Form von Biographiearbeit mit den Familienangehörigen des Betroffenen oder direkt mit dem Betroffenen erfolgen. Es empfiehlt sich jedoch auch ein Hintergrundwissen zur Zeit-, Sozial und Alltagsgeschichte der Generation, welcher der Betroffene angehört, um ein vollständigeres Bild über die Person und ihr bisheriges Leben zu entwickeln. Mit einem guten Hintergrundwissen und Kenntnissen über die Biographie des Betroffenen, lässt sich eine gute Vertrauensbasis herstellen, die die Grundlage für eine erfolgreiche Erinnerungspflege bildet.

Die Erinnerungspflege hat Auswirkungen auf den Kranken: Sie führt indirekt zu einer Stärkung der Identität des Betroffenen, hilft bei der Wahrung des Selbstbildes, leistet einen Beitrag die eigene Zugehörigkeit wahrzunehmen und fördert durch angenehme Stimmung das psychische Wohlbefinden des Patienten.

Sie kann in Einzel- oder Gruppenaktivitäten stattfinden, wobei bei letzterem eine gemeinsame Erfahrungsbasis aller Teilnehmer notwendig ist. Durch positive Stimmungen kann die Erinnerungsarbeit positive Emotionen auslösen und die Interaktion und Kommunikation der Betroffenen fördern.

Grenzen der Erinnerungspflege
Unter Umständen können Sie bei der Erinnerungspflege Menschen begegnen, die aufgrund schmerzhafter Erfahrungen (wie z. B. Kriegserlebnisse, kaputtes Elternhaus) es ablehnen sich erinnern zu wollen. Man sollte solche schmerzliche Erinnerungen in der Interaktion mit dem Betroffenen versuchen zu vermeiden, um einer Blockade entgegenzuwirken. Daneben können bei der Erinnerungspflege konfliktreiche individuelle Erinnerungen auftreten, die den Betroffenen beunruhigen oder verwirren können. Auch hier ist entsprechende Sesibilität gefordert.

Die Erinnerungspflege kann kurzfristige positive Effekte auf das Wohlbefinden des Demenzpatienten haben; langfristige Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit können jedoch nicht erreicht werden.